Schmerz und Angst rauben Diabetikern den Schlaf

Schmerz und Angst rauben Diabetikern den Schlaf
Diabetiker leiden oft unter Schlafstörungen. Die Ursachen reichen von instabilem Stoffwechsel über Polyneuropathie bis zu Angststörungen. Eine neue medikamentöse Therapieoption könnte Pregabalin werden.

Bei jedem fünften Patienten mit chronischen Schlafstörungen finden sich organische Ursachen. Dazu gehört auch Diabetes, wie Professor Stephan Volk vom schlafmedizinischen Zentrum in Hofheim berichtet hat. So kann eine instabile Stoffwechsel-Einstellung den Schlaf beeinträchtigen. Nächtliche Hypoglykämien etwa können die Nachtruhe empfindlich stören. Auch wenn der Patient davon nicht aufwacht: Der nächtliche Erholungswert sinkt gegen Null, wenn er morgens wie gerädert ist. Dann muss die Stoffwechsel-Kontrolle stabilisiert werden.

Einfache Technik hilft gegen kreisende Gedanken

Weitere mögliche Ursache: eine generalisierte Angststörung. Diabetiker machen sich übermäßig oft Sorgen, so Volk beim Diabetes-Kongress in Hamburg. Zum Beispiel aus Angst vor Folgeschäden. Aber Sorgen, so der Schlafmediziner, „sind Gedanken, die sich um ein Thema drehen und nie zu einem Ende kommen“. Damit schläft es sich schlecht.

Eine einfache Technik hilft, sich im Kreis drehende Gedanken zu unterbrechen: die „subvokale Artikulation neutraler Worte“, also das Denken von neutralen Worten wie das Wort „da“. Denn kreisende Gedanken bewegen sich – soviel ist bekannt – im Kurzzeitgedächtnis hin und her. Dieser Gedächtnisteil meldet sich gemeinerweise gerade dann besonders hartnäckig, wenn um uns herum Ruhe herrscht. Etwa, wenn wir schlafen wollen. Der Vorteil dabei: Das Kurzzeitgedächtnis ist extrem störanfällig – zum Beispiel durch ständiges, inneres Wiederholen des Begriffes „da, da, da …“. Das kann den Gedankenkreis aufheben, so Volk. Dem vor einigen Jahren erfolgreichen Pop-Song „Da-Da-Da …“ gibt das eine ganz neue Bedeutung.

Patienten mit diabetischer Polyneuropathie haben weitere Probleme. Sie drehen sich im Schlaf weniger als Gesunde, was sie schlecht schlafen lässt, so Volk bei einem von Pfizer unterstützten Symposium. Dazu kommen oft Schmerzen, die den Schlaf stören. Der gestörte Schlaf verstärkt wieder die Schmerz-Wahrnehmung – ein Teufelskreis.

Antiepileptikum könnte künftig Therapieoption sein

Eine neue Option bietet künftig vielleicht das Antiepileptikum Pregabalin (Lyrica?), das zur Behandlung von Patienten mit neuropathischen Schmerzen und generalisierten Angststörungen zugelassen ist. Eine erste Studie mit gesunden Probanden, die Pregabalin einnahmen, weist darauf hin, dass auch der Schlaf profitieren könnte: Die Studienteilnehmer schliefen mit Pregabalin schneller ein und besserten ihre Schlafeffizienz, wachten also nicht mehr so häufig auf.

Außerdem wurde ein Anstieg der Stadien III und IV des Tiefschlafs beobachtet – er ist für die körperliche Regeneration besonders wichtig. „Das“, betont Volk, „gibt es sonst nur in Langzeit-Untersuchungen mit hoch dosiertem Baldrian.“

(Quelle: Ärzte Zeitung vom 12.06.2007)